Was es war

bevor es ist - gewidmet Erich Fried

Es ist was es ist.

Und dann?

Wie soll ich wissen wann es ist?

Du spürst es!

Okay, aber ich spüre nichts. Weder Schmerz, noch Trauer, weder Hass, noch Zorn und Liebe schon gar nicht.

Geduld habe ich genug, auch Zuversicht, die Fähigkeit zur klaren Analyse und Selbstreflektion. Ich habe Kraft und Ruhe, sowie ein großes Päckchen Hoffnung und so Tabletten damit ich den Tag schaffe. Die Gebetsmühle von "Alles wird gut" immer am Nachtkästchen. Die ist gelaufen Tag und Nacht. Gestern ist sie runtergefallen, einfach so, und zerbrochen. Ein Zeichen, Schicksal, egal? Ich brauch Luft!

Im Wald finde ich einen großen Stein, der zu mir spricht. Ich verstehe kein Wort. Schade eigentlich, da sprechende Steine selten sind. Um diese Zeit ist auch niemand mehr unterwegs den ich fragen könnte was der Stein denn sagt. Ich erblicke ein Schneckenhaus zwischen Blättern und die Tränen der Erinnerung bahnen sich ihrem Weg über die Wangen und durchs grüne Moos. Der Fluss der Erinnerung fließt jetzt über den Waldboden.
Immer mehr Erinnern, immer mehr Tränen, immer mehr Fluss.
Die Staumauer der Seele löst sich auf und ein Meer an ungelebten, verborgenen und versteckten Wünschen, vermischt mit Sehnsucht, Träumen und sehr viel Liebe überschwemmt den Wald, die Welt und mich.
Der Wald verliert, wie ich, den Halt und ringsum straucheln die Bäume, fallen lautlos, verschwinden im Schatten.
Das Schneckenhaus treibt dahin.
Wo ich bin weiß niemand, nicht einmal ich.

 

Was es ist
Erich Fried

 

Es ist Unsinn
sagt die Vernunft
Es ist was es ist
sagt die Liebe

Es ist Unglück
sagt die Berechnung
Es ist nichts als Schmerz
sagt die Angst
Es ist aussichtslos
sagt die Einsicht
Es ist was es ist
sagt die Liebe

Es ist lächerlich
sagt der Stolz
Es ist leichtsinnig
sagt die Vorsicht
Es ist unmöglich
sagt die Erfahrung
Es ist was es ist
sagt die Liebe

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Scroll to top